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Living together - Combining diversity and freedom in 21st-century Europe [Report of the Group of Eminent Persons of the Council of Europe] PDF DOWNLOAD >>

DOCUMENTARIO DEDICATO DA AL-JAZEERA ALLA LEADER RADICALE EMMA BONINO

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DIE SMARTE PARTISANIN

von Christiane Feller "Da tickt eine Bombe« - die temperamentvolle frühere EU-Kommissarin Emma Bonino, jetzt EU-Abgeordnete, warnte schon 1997 vor dem Terror in Afghanistan. Jetzt kämpft die Italienerin für humanitäre Hilfe und die Rechte der Frauen dort. Ein Porträt Was für ein Wortschwall, welcher Klang: Wenn Emma Bonino ein Markenzeichen hat, dann ist es ihre raue Altstimme mit den Stakkato-Sätzen. Eine schier endlose Arie, wenn das Telefon klingelt, sprudelt sie weiter, die Zigarette im Mund: »Pronto. S". Subito. Ciao!« Seit knapp zwei Jahren sitzt die ehemalige Brüsseler Kommissarin als Abgeordnete im EU-Parlament. Seitdem ist es um die temperamentvolle 53-Jährige etwas stiller geworden. Aber die Italienerin ackert und agitiert wie eh und je: gegen Flüchtlingselend und Landminen. Für Frauenrechte. Und seit Jahr und Tag gegen die afghanischen Taliban. Die Intervention der USA unterstützt sie: »Will man denn diesem Herrn bin Laden signalisieren, er könne auch noch Paris, Mailand oder Berlin angreifen?« Viel früher hätte etwas geschehen müssen. Wäre es nach ihr gegangen. Schon 1997 war Bonino, damals noch Kommissarin, in Begleitung von Rot-Kreuz-Mitarbeitern nach Afghanistan gereist, um Hilfsprojekte der EU zu inspizieren. Zu der Delegation gehörte ein Fernsehteam, das angeblich ohne Genehmigung in einem Frauenkrankenhaus filmte. Prompt setzten die Taliban die Besucher fest. Emma Bonino nahmen sie für Stunden als politische Geisel. »Verrückt, unberechenbar, wahrscheinlich voll gestopft mit Drogen«, erzählt sie, hätten die grimmigen Milizen mit ihren Kalaschnikows herumgefuchtelt. Kaum in Brüssel gelandet, verschickte sie ein Rundschreiben an die 15 EU-Regierungen: Europa müsse sich einmischen, auch über humanitäre Hilfe hinaus. Die politische Reaktion: Gleich null »Da tickt eine Bombe«, warnte sie. »In einem Land, das geostrategisch so interessant ist wie Afghanistan, bilden die Extremisten in ihren Trainingslagern Terroristen aus, überschwemmen den europäischen Markt mit Heroin, kaufen von dem Erlös Waffen, treten die Rechte der Frauen mit Füßen.« Am 8. März 1998 - dem Weltfrauentag - riefen Bonino und das EU-Parlament darüber hinaus zur Solidarität mit den Frauen Afghanistans auf. Ein Gruppenbild mit einer Delegation verhüllter »Schattenfrauen« hängt noch heute im Büro. »Das Echo in der Bevölkerung war groß«, erinnert sich Emma Bonino, »die politische Reaktion gleich null.« Vier Jahre ist das her. Umso mehr wundert sie sich, wenn Politiker und ihre prominenten Gattinnen in diesen Tagen plötzlich ihr Herz für die Frauen Afghanistans entdecken. Recht behalten hilft nichts, aber weitermachen. Emma Bonino hetzt über den Flur des Brüsseler Parlamentsgebäudes, die Beine ihres schwarzen Hosenanzuges flattern bei jedem Schritt. »Humanitäre Hilfe in Afghanistan« steht auf der Agenda des Ausschusses für Entwicklung und Zusammenarbeit. Der Vorsitzende, ein Portugiese, mahnt die Abgeordneten und die Gastredner der Hilfsorganisationen zur Eile; trotz der Brisanz des Themas schleppt sich die Sitzung dahin. Bonino gibt hier ein Begrüßungsküsschen, schüttelt dort eine Hand. Dann hat sie das Wort. Die Techniker fahren die Regler herunter: »Frauen müssen an der Regierung beteiligt sein! Das haben sie wahrlich verdient.« Zuvor hatte eine junge Vertreterin der afghanischen Frauenorganisation Rawa die Europäer eindringlich »um Ihre Freundschaft« gebeten: »Sie müssen uns helfen, unser Land von den Fundamentalisten zu befreien - und das sind wahrlich nicht nur die Taliban.« Applaus. Von der deutschen Öffentlichkeit fühlen sich die Rawa-Frauen seit Jahren im Stich gelassen. Zumal von der Linken. »Emma Bonino war die Erste, die auf unser Schicksal aufmerksam gemacht hat.« Die gönnt sich keine Pause. Regelmäßig vergesse sie zu essen, erzählen Freunde. In beinahe freien Minuten büffelt die promovierte Philologin jetzt Arabisch; sie will sich intensiver um Immigranten in Europa kümmern. Assistentin Frederica rollt die braunen Augen, als wolle sie sich für ihre energiegeladene Chefin entschuldigen. Mitarbeiter Pietro Petrucci, früher Boninos Pressesprecher, gibt derweil den Grünpflanzen ein Schlückchen Wasser. Nur in einem persönlichen Umfeld könne sie arbeiten, sagt die Politikerin aus dem piemontischen Örtchen Bra. Der sanfte Sizilianer Petrucci kümmere sich um sie »wie eine Mutter«. Als Kommissarin konnte sie Politik in drei Ressorts gestalten, die sich allenfalls unter »Verschiedenes« zusammenfassen ließen: Verbraucherfragen, Fischerei, Humanitäre Angelegenheiten. Viele bewunderten Bonino: Da war endlich jemand, der im grauen Brüsseler Betrieb Klartext sprach. Ein quicklebendiger small fish mit einem big bite, fand der Independent on Sunday; eine Kommissarin für die Zukunft der Economist. Zudem fleißig: Abgerackert bis zum Kreislaufkollaps um vier Uhr morgens hatte sich die Kommissarin in einer nächtlichen Sitzung des Ministerrats, in der zäh um Fangquoten gebuhlt wurde. Zu ihren Bewunderern zählt die Exkommissarskollegin Monika Wulf-Mathies: »Emma war das menschliche Gesicht unserer Kommission.« Doch nicht alle begeisterten sich für die Italienerin, die wie eine Bienenkönigin ständig von einer Schar Journalisten umringt war und genau wusste, dass Klappern zum politischen Handwerk gehört. Als Kommissionspräsident Jacques Santer das BSE-Problem den Agrariern um EU-Kommissar Franz Fischler aus der Hand nahm und Emma Bonino anvertraute, giftete die europhobe britische Boulevardpresse: Dieser »Teufel von Brüssel« solle doch in sein »verrottetes Mafiaitalien zurückgehen«. Immerhin: Sie setzte deutliche Besserungen im Verbraucherschutz durch. Allzu gern wäre sie in ihrem Job geblieben. Die Parlamentsarbeit ist im Vergleich eher spröde, unspektakulär, ein Massenbetrieb mit 624 Abgeordneten, in dem selbst das Energiebündel Bonino untergeht. Außerdem, moniert sie, habe das Parlament außenpolitisch nichts zu melden, sei wie ein »Riesentier, das permanent nach sich selbst sucht«. Doch bei der Neubesetzung der Kommission nach Santers Rücktritt stand Italien neben Behörden-Chef Romano Prodi nur noch ein weiterer Kommissarsstuhl zu, und den besetzte Rom lieber mit dem stillen Ökonomieprofessor Mario Monti. Unvorbereitet traf Emma Bonino die Absage nicht. Noch als Kommissarin rührte sie kräftig die Werbetrommel als erste weibliche Kandidatin Italiens für das Amt des Staatspräsidenten: »Emma for President - endlich der richtige Mann«. Wieder verlor sie. Und steckte bald darauf noch eine Niederlage ein: als Hollands Expremier Ruud Lubbers zum UN-Flüchtlingskommissar gekürt wurde. Der ist weniger streitlustig. Frauen sollen in Kabul mitregieren Emma Bonino greift schon wieder zur Zigarette. Das Feuerzeug ist vorsichtshalber angekettet. Bei der Europawahl 1999 kandidierte sie auf einer eigenen Liste, gespickt mit prominenten Namen aus dem Partito Radicale, dessen in Italien durchaus umstrittener Gründer Marco Panella dem antiklerikalen Freigeist Bonino bis heute am nächsten steht. Ihre gemeinsamen Hungerstreiks, etwa gegen die Tücken des italienischen Wahlgesetzes, sind daheim schon fast ein Ritual. Doch diesmal erfuhr der satyagraha, ein tibetisches Ritual passiven Widerstands, besondere Aufmerksamkeit. Am 1. Dezember rief Emma Bonino weltweit zu einem Fastentag auf, um für die »Frauen in einer provisorischen Regierung Afghanistans« zu demonstrieren. Rund 6000 Menschen aus 103 Ländern unterschrieben, unter ihnen der ehemalige spanische Ministerpräsident Felipe González, Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, der chinesische Bürgerrechtler Wei Jingsheng und der Sohn des afghanischen Königs, Mohammed Zahir Schah. Die Erklärung der Menschenrechte hat sie zur persönlichen »Bibel« erklärt und eilt daher ständig um den Globus. In den USA besucht sie einen zu Tode Verurteilten in seiner Zelle und demonstriert für die weltweite Abschaffung der Todesstrafe. In Warschau und Prag geht sie in den achtziger Jahren für die Menschenrechte auf die Straße. Ihre Diskussionslust, sagt sie, habe sie vom Vater, der in Bra einen kleinen Bauernhof bewirtschaftete. Nach seinem Tod wurde Mutter Bonino die wichtigste Gesprächspartnerin. Zu Hause habe sie so viel Wärme erfahren, dass sie nie wirklich daran gedacht habe, zu heiraten und auch noch eine eigene Familie zu gründen. In die Politik geriet die »liberale Partisanin der Demokratie«, wie sie sich nennt, in den siebziger Jahren über den Streit um die Legalisierung der Abtreibung. Damals war sie selbst schwanger und wütend über die bigotte Heimlichtuerei im katholischen Italien. 1979 wurde sie erstmals ins Europaparlament gewählt, dem sie zehn Jahre lang angehörte. Als Demonstrantin landete sie dabei mehrfach im Gefängnis. Dieser transnationale, linke Partito Radicale, von dem sie nach vorn gebracht wurde, ist vor allem eins: ein Bündnis gegen die Macht der römischen Altparteien. Was 1994 so weit ging, dass sich ihre Partei auf ein Regierungsbündnis ausgerechnet mit dem Medienunternehmer Silvio Berlusconi einließ. Er war es, der sie als Kommissarin nach Brüssel schickte, »als Lohn«, den er »der kleinen zur Mehrheit zählenden Gruppe noch schuldete«, kommentierte damals die Neue Zürcher Zeitung. Tabus kennt Emma Bonino eben kaum, auch wenn sie mit »Sachen, die schwer zu erklären sind«, manchmal selbst die Toleranz bester Freunde überfordert. Etwa als sich der Partito Radicale im EU-Parlament mit dem französischen Rechtsradikalen Jean-Marie Le Pen zusammentat, um »technisch« den Fraktionsstatus zu erobern. Ein Pakt mit dem Teufel, fanden Kollegen. Doch sie pocht auf ihre »elementaren Rechte« als Abgeordnete: kleine Parteien könnten im Europäischen Parlament kaum Einfluss nehmen. Inzwischen hat der Europäische Gerichtshof das Zweckbündnis verboten; es fehle jede inhaltliche Gemeinsamkeit. Ein 14-Stunden-Tag geht zu Ende. Sicher, manchmal sei sie schon müde, wolle alles hinschmeißen. Aber dann kämen wieder kleine Sternstunden wie heute morgen im Ausschuss mit »la petite afghane«. Schon bricht ein neuer Redeschwall los: Viel früher hätte man anfangen sollen, die afghanischen Flüchtlinge in Pakistan und im Iran in Schulen zu schicken und Hilfe für die Zeit nach dem Krieg zu mobilisieren! Doch die wachsende Kritik an den »imperialistischen Amerikanern« findet Bonino absurd: »Dann hätte mein Vater auch zu den Imperialisten gehört, als er im Zweiten Weltkrieg gegen Hitler und Mussolini kämpfte."





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